Martin Möhler

Ich möchte meine Freiheiten und meine Kreativität nutzen, um einen notwendigen Wandel in unserer Gesellschaft zu unterstützen."

Steckbrief

Aktueller Beruf / Position:
Bassklarinettist Staatsphilharmonie Nürnberg
Kurzbiografie: 
Martin Möhler wurde 1989 in Rostock geboren und ist in Schwerin aufgewachsen. Nach seinem Studium im Fach Klarinette an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin (Prof. R. Forster / Prof. W. Fuchs) und an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (Prof. N. Kaiser) war er Praktikant bzw. Akademist im SWR Baden-Baden / Freiburg und in der Staatskapelle Dresden. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er Bassklarinettist in der Staatsphilharmonie Nürnberg.

Interview

von Auli Eberle

 

1. Hat Nachhaltigkeit in Deinem Leben schon immer eine Rolle gespielt, oder gab es den berühmten Change?

Das Thema Nachhaltigkeit bzw. Naturschutz war mir schon immer wichtig. Ich liebe es draußen zu sein und bewundere das Zusammenspiel all der vielen Lebewesen auf unserem Planeten. Der Gedanke, dass wir diese Systeme durch unser Handeln (zer-)stören ruft schon immer den Wunsch in mir hervor, daran etwas ändern zu können. Nachdem im April 2020 mein Sohn zur Welt gekommen ist, fing ich an diesen Wunsch zunehmend mehr ins Zentrum zu rücken, um ihm diese Wunder bewahren zu können.

 

2. Wie war deine erste Begegnung mit Orchester des Wandels?

Ich habe in unserem Orchester eine Initiative gegründet, um Wege zu suchen, wie wir unsere Arbeit klimafairer gestalten können. Der erste Schritt war die CO2-Bilanzierung unseres Orchesters um herauszufinden, wo Maßnahmen die größte Wirkung entwickeln würden. Gleichzeitig haben wir in unserer Gruppe auch viel recherchiert, um uns gründlich in das Thema einzuarbeiten und sind dabei ziemlich schnell auch auf das Orchester des Wandels gestoßen. Bereits nach dem ersten Telefonat mit den Vorständen war klar, dass wir Mitglied werden wollten – denn Klimaschutz ist ein Teamsport!

 

3. Wie seid ihr als Team in Sachen Nachhaltigkeit an eurem Haus strukturiert?

Wir haben mit unserer Orchesterinitiative "Phil-CO2" mittlerweile den Anstoß für eine spartenübergreifende Nachhaltigkeitsbewegung geben können. In dieser Gruppe treffen Kolleg:innen aus dem gesamten Theater zusammen. Momentan kämpfen wir dort für die Schaffung eines/r Nachhaltigkeitsbeauftragten, bereiten die Bilanzierung unseres Theaters vor und planen zahlreiche Initiativen für die kommenden Monate und Jahre, um unseren Ressourcenverbrauch zu minimieren. Die Kraft und Motivation, die von dieser Gruppe ausgeht ist überwältigend!

 

4. Welche Aktivitäten plant ihr mit eurem Orchester in der nächsten Zeit?

In unserer Orchesterinitiative verfolgen wir momentan ein spannendes Kompensationsprojekt. Für die Kompensation der Emissionen unseres Orchesters haben wir uns vier spezielle Projekte herausgesucht, die sich auf sehr unterschiedliche Art mit dem Thema befassen: Bodenfruchtbarkeit in Ackerböden, Renaturierung von Mooren, Wiederbewaldung alter Ackerlandschaffen in unserer Region und der Bau von Hochöfen in Nepal. Dazu haben wir eine Kammerkonzertreihe gegründet, in der wir diese Partner auf die Bühne holen und deren Arbeit vorstellen. Es wird aber auch groß besetzte Projekte geben und das Thema wird prominent in unserem Orchesterjubiläum vertreten sein.

 

5. Wo siehst du das größte Potential für Klimaschutz-Maßnahmen in der Orchester- und Theaterlandschaft?

In einem Mehrspartentheater wie dem unserem arbeiten Menschen mit den unterschiedlichsten Berufen zusammen. Wenn sich diese Menschen zusammen an einen Tisch setzen, ist die gemeinsame Expertise wahrlich enorm. Wir haben Fachleute aus dem Gebäudemanagement, aus dem Transportwesen, aus der Textilbranche, wir haben Tischler, Schlosser und viele mehr. Mit der Musik können wir dieser Kraft eine Stimme verleihen und schaffen es so Grenzen zu überwinden.

 

6. An welchen Punkten stößt du, stößt dein Orchester oder Theater an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst ihr diese Herausforderung?

Erfreulicherweise kann man sagen, dass wir bisher mit unseren Ideen überall offene Türen eingerannt sind. Der Schaffung einer Nachhaltigkeitsbeauftragten-Stelle wurde bereits zugestimmt, Konzerttermine werden ermöglicht und es herrscht immer große Gesprächsbereitschaft. Das ist wirklich großartig. Ich hoffe diese Bereitschaft bleibt uns noch lange erhalten.

 

7. Wie hat sich das Nachdenken über Klimaschutz an eurem Orchester, eurem Haus verändert?

Ich denke es ist noch zu früh um darüber Aussagen treffen zu können. Aber man spürt bereits deutlich, dass die Thematik stark im Bewusstsein vieler Kolleg:innen verankert ist. Es kommen oft Leute auf uns zu mit kreativen Ideen, wie wir unsere Klimabilanz verbessern können.

 

8. Was möchtest du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz mit auf den Weg geben?

Es sind vor allem die jungen Menschen, die uns etwas mit auf den Weg geben. Ihnen ist es gelungen das Thema groß zu machen und sie formulieren ihre Wünsche und Forderungen an uns sehr deutlich. Jetzt liegt es in unser aller Händen, ob wir endlich ins Handeln kommen.

 

9. Inspiriere uns – wie gestaltest du dein Arbeits- und dein Privatleben umweltschonend?

Ich denke, sehr viel kann man mit seinem Konsumverhalten bereits bewirken. In meiner Familie kaufen wir Dinge gerne aus Second-Hand und verkaufen sie auch wieder, wenn sie noch benutzbar sind. Außerdem haben wir unseren Fleischkonsum sehr stark reduziert, investieren das gesparte Geld dann aber gerne in gute Qualität aus der Region. Im Konsum allgemein gilt für uns Qualität über Quantität – auch bei Kleidung, Möbeln etc. Wenn Dinge reparierbar sind, müssen sie nicht ersetzt werden. Meinen Staubsauger konnte ich so schon das ein oder andere Mal wiederbeleben.

Und natürlich versuchen wir, so wenige Wege wie möglich mit dem Auto zurückzulegen, sondern mit dem Fahrrad … Allgemein schwingt die Frage nach einem guten Kosten-Nutzen Verhältnis (Kosten für die Umwelt) immer mit.

 

10. Was treibt Dich an?

Ich denke ich führe ein sehr erfülltes Leben und ich möchte meine Freiheiten und meine Kreativität nutzen, um einen notwendigen Wandel in unserer Gesellschaft zu unterstützen. Denn nicht jeder hat diese Freiheiten und kann sich in gleichem Maße engagieren.

 

11. Von welcher Positiv-Schlagzeile aus der Orchester- und Theaterlandschaft zum Thema Umweltschutz träumst Du?

"Die Orchester machen es vor – so kann die Gesellschaft nachhaltig werden..."
Oder
"Klimarelevant und Systemrelevant – Orchester bringen Schwung in den Gesellschaftswandel"

 

12. Verrätst du uns dein ganz persönliches Nachhaltigkeits-Motto/deinen Klimaschutz-Leitsatz?

Wie bereits erwähnt, mache ich mir bei allen relevanten Dingen Gedanken über das Kosten-Nutzen Verhältnis, wobei ich dabei die Kosten für die Umwelt betrachte. So finde ich immer wieder bessere Alternativen, die weniger negativen Einfluss auf unsere Natur haben.

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