Uwe Schrumpf

Sei fair zu Menschen, Tieren, Pflanzen und deiner Umwelt!"

Steckbrief

Aktueller Beruf / Position:
Solohornist, Düsseldorfer Symphoniker
Kurzbiografie: 
Uwe Schrumpf ist im Jahr 1970 in Leipzig geboren. Sein Studium führte ihn an die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig (Klasse Hermann Merker) und an die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker (Gerd Seifert). Seit 1994 ist er Solohornist derBerliner Symphoniker, seit 1996 Solohornist der Düsseldorfer Symphoniker.

Interview

von Auli Eberle

 

1. Hat Nachhaltigkeit in deinem Leben schon immer eine Rolle gespielt, oder gab es den berühmten Change?

Ich bin zu DDR-Zeiten in Leipzig aufgewachsen. Das Umland war geprägt vom Braunkohletagebau und von chemischer Industrie, geheizt wurde mit Braunkohle und auf den Straßen fuhren nur Zweitaktmotoren. Durch dieses Umfeld erlebte ich schon sehr früh die Folgen von ungebremster Umweltzerstörung. Im Winter gab es oft wochenlang gelben Smog. Ich war als Kind dadurch oft krank und wurde von meinen Eltern in das Heimatdorf meiner Mutter im unberührten Vogtland geschickt. Ich habe damals nicht verstanden, warum Menschen so wenig Respekt vor ihrer Umwelt haben und sie zerstören.

 

2. Wie war deine erste Begegnung mit Orchester des Wandels?

Eigentlich habe ich die ganze Entwicklung von Anfang an, also seit der Gründung der Stiftung NaturTon, interessiert beobachtet. Deshalb gab es keine bewusste erste Begegnung, an die ich mich erinnern könnte.

 

3. Wie seid ihr als Team in Sachen Nachhaltigkeit in eurem Orchester, eurem Haus strukturiert?

Abgesehen von der Orchester des Wandels-Gruppe in unserem Orchester haben wir den Luxus einer Nachhaltigkeitsmanagerin in der Tonhalle Düsseldorf, Juliane Sattler. Sie hat eine Nachhaltigkeitsgruppe gegründet, der jeweils ein Mitglied aus jeder Abteilung angehört. Diese Gruppe trifft sich mindestens einmal im Monat. So ist immer etwas in Bewegung und man ist im Austausch. Dadurch bekommt jeder sofort mit, wenn etwas verändert wird.

 

4. Welche Aktivitäten plant ihr mit eurem Orchester in der nächsten Zeit?

Demnächst gibt es ein Kammerkonzert mit dem Düsseldorfer Puppentheater. Das wird ein Klimakonzert für die ganze Familie. Ab nächster Saison wird jedes dritte Konzert ein interaktives Klimakonzert. Da es montags stattfindet, hat es den tollen Namen „Mondays for future“. Das wird vom ganzen Haus getragen und organisiert. Das Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit dem Publikum die Klimabilanz über eine Saison hinweg zu verbessern.

 

5. Wo siehst du das größte Potential für Klimaschutz-Maßnahmen in der Orchester- und Theaterlandschaft?

Da unsere Nachhaltigkeitsexpertin bereits eine Klimabilanz unserer Tonhalle gemacht hat, ist die Frage leicht zu beantworten: Licht, Heizung, Anfahrt des Publikums und natürlich Orchesterreisen.

 

6. An welchen Punkten stößt du, stößt dein Orchester oder Theater an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst ihr diese Herausforderung?

Bei uns in der Tonhalle ziehen eigentlich alle an einem Strang. Die Herausforderung besteht eigentlich nur darin, im laufenden Betrieb die Veränderungen nach und nach voran zu bringen. Wichtig ist ja vor allem, dass alles in Bewegung ist und das Thema bei jeder Entscheidung mitgedacht wird.

 

7. Wie hat sich das Nachdenken über Klimaschutz an eurem Orchester, eurem Haus verändert?

Die Veränderungen sind ja schon lange im Gange. Als ich 1996 in Düsseldorf anfing, gab es immer exakt ein Fahrrad vor dem Bühneneingang. Das war meins. Heute finde ich oft keinen Abstellplatz für mein Rad. Insgesamt hat sich ein umweltfreundlicheres Denken und Handeln im Orchester durchgesetzt. Schon alleine der Beitritt unseres Orchesters zu Orchester des Wandels hat bei vielen Kolleg:innen eine kleine, aber entscheidende Veränderung im Denken und Handeln verursacht.

 

8. Was möchtest du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz mit auf den Weg geben?

Ich glaube kaum, dass die Jugend von mir einen Tipp braucht. Ehrlich gesagt können wir Alt-Ökos uns bei der Jugend etwas abschauen. Ich bin stolz auf unsere jungen Menschen und ihr Engagement für den Umweltschutz. Sie haben in kürzerer Zeit mehr geschafft als die Generationen davor.

 

9. Inspiriere uns – wie gestaltest du dein Arbeits- und dein Privatleben umweltschonend?

Ich habe bereits seit 30 Jahren kein Auto. Ich fahre fast alles mit dem Rad. Ansonsten habe ich eigentlich bei jeder kleinen und großen Entscheidung das Thema im Hinterkopf. Das läuft aber eigentlich ganz automatisch. Ich fahre halt lieber mit der Bahn. Ich bin zu faul Wasserflaschen zu schleppen, da trinke ich lieber aus dem Hahn. Nachhaltige Lebensmittel schmecken einfach besser… Die Liste ist lang. Nachhaltigkeit ist meist ein Gewinn und oftmals eine Entschleunigung.

 

10. Was treibt Dich an?

Die feste Überzeugung, dass wir nur ein kleines Rad in einem komplexen Ökosystem sind. Wir können nicht ohne intakte Natur, die Natur kommt aber ohne uns ganz gut zurecht. Umweltschutz ist nichts Abgehobenes, sondern eigentlich der Schutz der Menschheit. Ich bin überzeugt davon, etwas Richtiges zu tun. Dafür benötigt man keinen Antrieb.

 

11. Von welcher Positiv-Schlagzeile aus der Orchester- und Theaterlandschaft zum Thema Umweltschutz träumst Du?

„Orchester- und Theater sind klimaneutral! Und das ohne Kompensation!“

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