"Es ging um Leben, Liebe und Hoffnung"

Die Koloratursopranistin Sarah Aristidou im Gespräch über ihre CD-Produktion "Æther" mit Orchester des Wandels

Die neulich beim Label Alpha erschienene CD war das erste gemeinsame Projekt von OdW, bei dem Musiker*innen von 22 unserer Orchester gemeinsam mit Sarah Aristidou, Thomas Guggeis und dem Chor der Klangverwaltung musizierten. Die Fragen stellte Markus Bruggaier (Vorstand und Mitinitiator des CD-Projekts).

 

Warum hattest Du das Bedürfnis, die Werke auf deiner neuen CD in einen Gesamtkontext zu stellen?

Eine einfache Zusammensetzung von Stücken ohne jegliche Verbindung zueinander interessiert mich wenig. Ich wusste, wenn ich eine CD aufnehme, dann nur mit einem Konzept, einer Aussage, einer harmonischen Verbindung der Stücke, und einer Überschreitung der Genre, nur dann macht es für mich wirklich Sinn. Die Auseinandersetzung mit den Elementen war schon immer da und so kam es auf sehr natürliche Weise dazu, dem Æther etwas zu widmen.



Inspirierten dich deine persönlichen Wurzeln zu dem Motto "Æther"? 

Die Verbindung zur Natur und den Elementen war von Kindheit an da und ich wollte sie immer in meine Arbeit einbringen. Das Element des Aethers war umso mehr anziehend, als man es nicht fassen kann… ich wusste immer, dass es etwas größeres gibt. Das alles wollte ich singen. Ich denke, dass ich immer ein Teil meiner Geschichte und meiner Erfahrungen mit in meinen Gesang einbringe - bewusst oder unbewusst.

 

Welche Bedeutung hatte es für dich, deine CD speziell mit OdW zu produzieren? 

Vor der Aufnahme war es die Hoffnung etwas bewegen zu können. Nach der Aufnahme die Gewissheit, dass man tatsächlich etwas bewegen kann. Ich habe immer geglaubt, dass jeder Wechsel in uns selbst anfängt. In dieser Aufnahme waren alle aus Überzeugung und Liebe da. Diese Energie kann Berge bewegen. Diese Erfahrung war und bleibt ein einzigartiges Geschenk, eine Stärkung und gibt mir noch größere Hoffnung.

 

Wie kamst Du darauf, dieses Orchester zu engagieren?

Das Orchester hat mir Matthias Schulz, der Intendant der Staatsoper Berlin, vorgeschlagen als ich mit ihm über mein Projekt sprach. Ich war auf der Suche nach dem passenden Orchester und es schien sofort die schönste Möglichkeit zu sein! Ich habe darüber hinaus mit Thomas Guggeis (Dirigent) gesprochen, der sofort begeistert war, also haben wir gefragt!

 

Wie war für dich die Zusammenarbeit? Was war anders als bei herkömmlichen Aufnahme-Sessions?

Ein Traum - und das meine ich sehr ernst. Es war eine sehr starke Verbindung im Raum zu spüren und diese war musikalisch, aber vor allem auch menschlich. Das ist leider etwas sehr seltenes… Und allein deshalb war die Zusammenarbeit sehr besonders. Ich habe das Gefühl, dass so viel geteilt worden ist. Es ging um viel mehr als um eine bloße Aufnahme. Es ging um Leben, Liebe und Hoffnung. Am Abend vom zweiten Aufnahmetag haben die Musiker aus Spaß Beethoven’s 7. gespielt; das werde ich nie vergessen… 

 

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich privat und welche Möglichkeiten siehst du als Sängerin zu dem Thema?

Ich wurde mit Nachhaltigkeit seit der Kindheit konfrontiert, allein dadurch, dass ich auf einer Insel in den Bergen teilweise groß geworden bin und immer mit der Natur in Kontakt war. Ich habe als kleines Kind schon lernen müssen, alles was um uns ist zu schätzen und nicht für selbstverständlich zu halten. Mittlerweile ist Nachhaltigkeit in meinem Alltag omnipräsent, auch im professionellen Bereich. Ich habe das Glück, eine Agentur zu haben, die sich auch mit dem Thema befasst und die versucht, ihre Strukturen zu verändern. Wir sind mehr und mehr im Gespräch, wie wir die Sachen anders gestalten können. Es gibt da noch sehr viele Dinge und Veränderungsmöglichkeiten.

Als Sängerin habe ich mir immer gewünscht, meiner Stimme eine Stimme zu geben. Wir können durch Musik berühren und bewegen. Für mich geht es nicht darum, jemandem zu sagen was er zu tun hat, sondern auf etwas aufmerksam zu machen, das in uns passiert. Denn ein Wandel, den wir uns im Außen wünschen, fängt in uns selbst an. Ich wünsche mir mit meiner Stimme mehr Empathie und Verbindung zu schaffen, vor allem jetzt, wo immer mehr Spaltungen in der Gesellschaft hochkommen…

 

In welchen Zusammenhängen damit könnte „Aether“ eine Rolle spielen?

Ich glaube, dass wir im Aufnahmebereich noch viel mehr ändern können. Wir mussten auf einige spannende Ideen verzichten, da die Aufnahme auf Grund von Covid19 sehr kurzfristig stattgefunden hat. Die CD ist aber ohne Plastik und mit Bio-Tinte gedruckt und 1€/CD geht an das Madagaskar-Projekt von Orchester des Wandels. Alle Musiker haben auf ihre Gage verzichtet und wir hoffen mit den Einnahmen (Verkauf, Tour, Installation) noch mehr in das Madagaskar-Projekt investieren zu können. Die Aufnahme ist auch Teil eines Pilotprojekts zum Thema Nachhaltigkeit in der CD-Produktion geworden und wurde von Spezialisten begleitet, die diese bilanzieren werden. Das sind kleine Schritte, aber Æther ist ein Seelenprojekt und für mich ein Anfang, Sachen zu bewegen. Ich würde mir wünschen, dass all dies einen Dialog eröffnet und helfen kann, Sachen in dieser Branche zu verändern. Da gibt es noch sehr viel zu tun, aber mehr und mehr Menschen öffnen sich dafür und das gibt Hoffnung!

 

Ist "Æther" für dich ein Element wie Erde, Feuer, Wasser und Luft? 

Für mich ist Æther die Essenz von allem. der Usprung aller Elemente. Und er ist in ihnen präsent. Wie ich auch oben gesagt habe, man kann ihn nicht fassen. Das fasziniert mich sehr.


 

Daniel Häker, Mitglied des Sinfonieorchesters Wuppertal und im Zweitberuf Fotograf, hat das Projekt fotografisch begleitet und eine Fotoserie geschaffen.

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